Gestiegene Umsätze, gesunkene Ausbildungszahlen und ein Wiedersehen mit alten Frisurentrends. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks zieht eine insgesamt positive Bilanz zum abgelaufenen Jahr, schärft jedoch den Blick auf aktuelle Herausforderungen. Hierzu zählt auch der Umgang mit der aufstrebenden Barbierszene.
Max Frehner
Mit einem Umsatzplus von 2,4 Prozent konnte die Friseurbranche den positiven Trend der letzten Jahre weiter fortsetzen. Kunden seien zunehmend bereit, mehr Geld in ihr Aussehen zu investieren, hieß es auf einer Pressekonferenz des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks (ZV). Eine Entwicklung, die den rund 80.000 Friseursalons in Deutschland gelegen kommt, denn der anhaltende Fachkräftemangel treibe die Personalkosten weiter nach oben, sagte ZV-Präsident Harald Esser. Salonbetreiber seien gezwungen, den Mehraufwand auf ihre Kunden umzuschlagen.
Friseurbesuch wird teurer
Die Preise für Friseurdienstleistungen sind im vergangenen Jahr entsprechend gestiegen. Laut EVA-Dienstleistungscheck von Wella bezahlten Frauen 2018 durchschnittlich 53 Euro pro Besuch, Männer gaben knapp 21 Euro aus – ein Plus um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Wir erwarten, dass die Preise auch weiterhin moderat steigen werden",sagte Esser. Eine Verbesserung am Arbeitsmarkt sei vorerst nicht zu erwarten. 2018 sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge erneut um sechs Prozent. "Nachwuchsgewinnung bleibt die drängendste Aufgabe unserer Branche", betonte er.
Um dem anhaltenden Trend zur Akademisierung etwas entgegenzusetzen, habe der ZV etwa den Bachelor-Studiengang "Business Administration mit Schwerpunkt Beauty-Management" entwickelt. Mit dem berufsbegleitenden Studiengang wolle man Jugendlichen eine weitere attraktive Karriereperspektive im Friseurhandwerk aufzeigen und ermöglichen. Auch Eltern sollen mit dem neuen Angebot abgeholt werden. Eine Lehre im Handwerk scheitere häufig an deren Zustimmung. "Wir müssen den Eltern wieder klarmachen, dass es schön ist, ein Handwerk zu erlernen und dort erfolgreich zu sein", sagte Esser.
Mindestausbildungsvergütung könnte Ausbildungsbereitschaft senken
Eine attraktive Ausbildungsvergütung sei in diesem Zusammenhang ebenfalls förderlich. An seiner progressiven Tarifpolitik will der ZV deshalb auch weiterhin festhalten. Eine gesetzliche Festlegung der Mindestausbildungsvergütung, wie von Bildungsministerin Anja Karliczek geplant, lehnt der Verband jedoch ab. Die Tarifautonomie der Tarifpartner müsse gewahrt bleiben. Andernfalls sei zu befürchten, dass einige Betriebe in Zukunft weniger oder gar nicht mehr ausbilden.
Einen Lichtblick stellt indes die zunehmende Zahl an männlichen Auszubildenden dar. 2018 unterzeichneten 2.503 männliche Auszubildende einen Lehrvertrag in einem Friseursalon – 14,3 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Mehr als jeder fünfte der knapp 21.000 Auszubildenden in dem traditionell weiblich geprägten Beruf ist inzwischen männlich.
Illegale Barbershops: Leitfaden soll Kommunikation zwischen Innungen und Kammern stärken
Dass die Themen Beauty und Haarpflege für Männer zunehmend eine wichtige Rolle spielen, zeige sich auch an dem Erfolg sogenannter Barbershops. Diese Herrensalons hätten etwas geschafft, das für das Friseurhandwerk bemerkenswert ist, sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Müller. "Friseuren in diesem Bereich ist es gelungen, ihre Preise fast zu verdoppeln. Ein Beleg dafür, dass man mit einem guten Konzept und einer guten Dienstleistungsqualität als Unternehmer erfolgreich sein kann."
Sorgen bereiten dem Zentralverband jedoch immer wieder Barbershops, die mit einer Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer eröffnet wurden. Eigentlich darf ein Friseursalon nur dann eröffnet werden, wenn der Betriebsinhaber einen Meisterbrief im Friseurhandwerk vorweisen kann oder einen Mitarbeiter mit eben dieser Qualifikation in Vollzeit als Betriebsleiter einstellt. In manchen Fällen weichen die Handwerkskammern jedoch von dieser Regel ab, wenn keine klassischen Friseurdienstleistungen erbracht und beispielsweise nur Barthaarschnitte angeboten werden. Das Problem: Nicht alle Betriebe würden sich an diese Einschränkung halten und dennoch Haarschnitte für Männer und teils auch für Frauen und Kinder anbieten. Von Seiten der Innungen wird bemängelt, dass diese Verstöße zu selten geahndet werden, Kontrollen der Kammern seien zu selten oder zu lasch.
Hier kündigte der ZV an, künftig enger mit den Handwerkskammern zusammenarbeiten zu wollen. Ein Leitfaden soll Innungen Hilfestellungen geben, wie sie ihre Kommunikation mit den Kammern verbessern können. "Die engste Verbindung ist die regionale Innung – und hier muss ein klarer, intensiver Austausch stattfinden", betonte Müller. Als Erfolg verbucht er das 2016 gegründete Bündnis gegen Schwarzarbeit und Lohndumping. Im vergangenen Jahr konnten Zollbeamte unter Zuarbeit des ZV und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di insgesamt 912 Verstöße in Friseursalons nachweisen.
Frisurentrends für Frühjahr und Sommer 2019: Vokuhila und Oberlippenbart sind zurück
Neben einem Einblick in die aktuellen Branchenentwicklungen nutzte der ZV die Pressekonferenz ebenfalls, um die Trend-Looks für Frühjahr und Sommer 2019 vorzustellen: