Friseurhandwerk zieht Jahresbilanz Illegale Barbershops: Innungen und Kammern wollen enger kooperieren

Gestiegene Umsätze, gesunkene Ausbildungszahlen und ein Wiedersehen mit alten Frisurentrends. Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks zieht eine insgesamt positive Bilanz zum abgelaufenen Jahr, schärft jedoch den Blick auf aktuelle Herausforderungen. Hierzu zählt auch der Umgang mit der aufstrebenden Barbierszene.

Max Frehner

Gutes Aussehen lassen sich auch männliche Kunden immer mehr kosten. In der Kritik stehen jedoch Barbershops, die ohne Meisterbrief gegründet wurden, aber dennoch klassische Friseurleistungen anbieten. - © Jacob Lund - stock.adobe.com

Mit einem Umsatzplus von 2,4 Prozent konnte die Friseurbranche den positiven Trend der letzten Jahre weiter fortsetzen. Kunden seien zunehmend bereit, mehr Geld in ihr Aussehen zu investieren, hieß es auf einer Pressekonferenz des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks (ZV). Eine Entwicklung, die den rund 80.000 Friseursalons in Deutschland gelegen kommt, denn der anhaltende Fachkräftemangel treibe die Personalkosten weiter nach oben, sagte ZV-Präsident Harald Esser. Salonbetreiber seien gezwungen, den Mehraufwand auf ihre Kunden umzuschlagen.

Friseurbesuch wird teurer

Die Preise für Friseurdienstleistungen sind im vergangenen Jahr entsprechend gestiegen. Laut EVA-Dienstleistungscheck von Wella bezahlten Frauen 2018 durchschnittlich 53 Euro pro Besuch, Männer gaben knapp 21 Euro aus – ein Plus um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. "Wir erwarten, dass die Preise auch weiterhin moderat steigen werden",sagte Esser. Eine Verbesserung am Arbeitsmarkt sei vorerst nicht zu erwarten. 2018 sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge erneut um sechs Prozent. "Nachwuchsgewinnung bleibt die drängendste Aufgabe unserer Branche", betonte er.

Um dem anhaltenden Trend zur Akademisierung etwas entgegenzusetzen, habe der ZV etwa den Bachelor-Studiengang "Business Administration mit Schwerpunkt Beauty-Management" entwickelt. Mit dem berufsbegleitenden Studiengang wolle man Jugendlichen eine weitere attraktive Karriereperspektive im Friseurhandwerk aufzeigen und ermöglichen. Auch Eltern sollen mit dem neuen Angebot abgeholt werden. Eine Lehre im Handwerk scheitere häufig an deren Zustimmung. "Wir müssen den Eltern wieder klarmachen, dass es schön ist, ein Handwerk zu erlernen und dort erfolgreich zu sein", sagte Esser.

Mindestausbildungsvergütung könnte Ausbildungsbereitschaft senken

Eine attraktive Ausbildungsvergütung sei in diesem Zusammenhang ebenfalls förderlich. An seiner progressiven Tarifpolitik will der ZV deshalb auch weiterhin festhalten. Eine gesetzliche Festlegung der Mindestausbildungsvergütung, wie von Bildungsministerin Anja Karliczek geplant, lehnt der Verband jedoch ab. Die Tarifautonomie der Tarifpartner müsse gewahrt bleiben. Andernfalls sei zu befürchten, dass einige Betriebe in Zukunft weniger oder gar nicht mehr ausbilden.

Einen Lichtblick stellt indes die zunehmende Zahl an männlichen Auszubildenden dar. 2018 unterzeichneten 2.503 männliche Auszubildende einen Lehrvertrag in einem Friseursalon – 14,3 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Mehr als jeder fünfte der knapp 21.000 Auszubildenden in dem traditionell weiblich geprägten Beruf ist inzwischen männlich.

Illegale Barbershops: Leitfaden soll Kommunikation zwischen Innungen und Kammern stärken

Dass die Themen Beauty und Haarpflege für Männer zunehmend eine wichtige Rolle spielen, zeige sich auch an dem Erfolg sogenannter Barbershops. Diese Herrensalons hätten etwas geschafft, das für das Friseurhandwerk bemerkenswert ist, sagte Hauptgeschäftsführer Jörg Müller. "Friseuren in diesem Bereich ist es gelungen, ihre Preise fast zu verdoppeln. Ein Beleg dafür, dass man mit einem guten Konzept und einer guten Dienstleistungsqualität als Unternehmer erfolgreich sein kann."

Sorgen bereiten dem Zentralverband jedoch immer wieder Barbershops, die mit einer Ausnahmegenehmigung der Handwerkskammer eröffnet wurden. Eigentlich darf ein Friseursalon nur dann eröffnet werden, wenn der Betriebsinhaber einen Meisterbrief im Friseurhandwerk vorweisen kann oder einen Mitarbeiter mit eben dieser Qualifikation in Vollzeit als Betriebsleiter einstellt. In manchen Fällen weichen die Handwerkskammern jedoch von dieser Regel ab, wenn keine klassischen Friseurdienstleistungen erbracht und beispielsweise nur Barthaarschnitte angeboten werden. Das Problem: Nicht alle Betriebe würden sich an diese Einschränkung halten und dennoch Haarschnitte für Männer und teils auch für Frauen und Kinder anbieten. Von Seiten der Innungen wird bemängelt, dass diese Verstöße zu selten geahndet werden, Kontrollen der Kammern seien zu selten oder zu lasch.

Hier kündigte der ZV an, künftig enger mit den Handwerkskammern zusammenarbeiten zu wollen. Ein Leitfaden soll Innungen Hilfestellungen geben, wie sie ihre Kommunikation mit den Kammern verbessern können. "Die engste Verbindung ist die regionale Innung – und hier muss ein klarer, intensiver Austausch stattfinden", betonte Müller. Als Erfolg verbucht er das 2016 gegründete Bündnis gegen Schwarzarbeit und Lohndumping. Im vergangenen Jahr konnten Zollbeamte unter Zuarbeit des ZV und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di insgesamt 912 Verstöße in Friseursalons nachweisen.

Frisurentrends für Frühjahr und Sommer 2019: Vokuhila und Oberlippenbart sind zurück

Neben einem Einblick in die aktuellen Branchenentwicklungen nutzte der ZV die Pressekonferenz ebenfalls, um die Trend-Looks für Frühjahr und Sommer 2019 vorzustellen:

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    © Zentralverband Friseurhandwerk | Fotograf: Mario Naegler

    Blonde Geometry

    Die Trendkollektion 2019 des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) holt die 70er Jahre zurück ins Jetzt. Etwa mit dem "Blonde Geometry"-Look. Harte Konturen, eine schmal geschnittene Nackenpartie und das volle Deckhaar sind die Markenzeichen der "Modern-Wedge"-Kurzhaarfrisur. Die Überlänge des Stirnmotivs betont die Augenpartie und lenkt den Fokus ganz auf das Gesicht.
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    A Star is Born!

    Die 70er-Jahre feiern im Frühjahr und Sommer 2019 ihr modisches Comeback. Und mit ihnen: toupiertes Haar. An der Stirn glatt und zweigeteilt, am Hinterkopf toupiert.
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    Curly Style

    Wilder Lockenkopf – geht auch als Short-Cut. Mit passenden Stylingprodukten wird die glatte Variante aufgerissen und voluminös frisiert.
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    Simple Structure

    Pflegeleicht und stilsicher. Mit der "Short Statement"-Serie führt der ZV vor Augen, wie Mann im Frühling und Sommer 2019 mit Kurzhaarschnitt punkten kann. Die Seitenkonturen und die Nackenlinie werden soft geschnitten und gehen über die natürliche Kontur hinaus. Eine kurze Stufung und die dezente Aufhellung der Spitzen erzeugen Struktur und Natürlichkeit. Der Naturton wird mit einer Tönung abmattiert.
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    Casanova

    Wet-Look kombiniert mit einem exakt gezogenen und fixierten Scheitel - fertig ist das Side-Swoop-Styling, mit dem der ZV den modernen Mann für Frühling und Sommer 2019 gerüstet sieht.
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    Punk Chic

    Die kurze Stachelfrisur, inspiriert durch David Bowie und die Punk-Bewegung Anfang der 70er Jahre, verpasst dem Schnitt eine neue Gestalt.
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    Pony Glamour

    Mit der langen Nackenpartie, den kürzeren runden Seitenpartien und dem vollen konkaven Pony, macht der ZV den Shag wieder salonfähig. Was es dazu braucht: einen Mid-Cut und einen warmen Braunton, der mit Akzenten in hellblond und einem mittigen Lichtschein im Stirnmotiv verfeinert wird.
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    Swag is Back

    Ein wenig mit dem Curler nacharbeiten - fertig ist ein völlig neuer Style.
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    Flower-Power

    Der 70er-Jahre Afro-Look begleitet Frau stilsicher durch die erste Jahreshälfte. Frisiert wird mit einem kleinen Lockenstab.
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    Soft Britpop

    Wer sein Haar länger tragen möchte, liegt laut ZV im Frühjahr und Sommer 2019 mit dem "Undone Look" richtig. Zentrales Element ist das Stirnmotiv, das in leicht konvexer Form geschnitten wird und dabei überlang bleibt. Die Fransen dürfen wild ins Gesicht gestylt werden. Der hellblonde Naturton wird für mehr Glanz veredelt und mit Sonnenreflexen am Oberkopf versehen.
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    Saturday Night Fever

    Den Oberkopf mit einem Lockenstab bearbeiten, in V-Form nach vorne stylen und anschließend die Seitenpartien glatt frisieren - fertig ist der Disco-Look.
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    Keep it Cool

    Bei dieser Stylingvariante wird das Stirnmotiv simpel aus der Stirn nach hinten frisiert und fällt zu einem Mittelscheitel.
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    Sleek Beauty

    Für alle Fans von langem Haar: die "Red Seventies"-Serie. Geschnitten wird geradlinig, gestylt mit einem Mittelscheitel. Durch die softe Stufung rahmt das Stirnmotiv das Gesicht seitlich ein, der irisierende Kupferton sorgt für den nötigen Glanz.
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    Charlie's Angel

    Bei der typischen 70er Frisur á la Stilikone Farrah Fawcett werden die Haare um das Gesicht herum nach außen geföhnt.
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    Hippie meets Disco

    Mit Seitenscheitel und viel Volumen durch eingeknetete Stylingprodukte mutet der Basic-Cut rockig an.
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    The Rolling Stones

    Der Vokuhila feiert im Frühling und Sommer 2019 sein Comeback als Frisuren-Trend. Die Nacken- und Seitenkonturen werden in gerader und kompakter Form geschnitten und für eine gleichmäßige Fülle durchgestuft. Der Pony reicht in einer konkaven Form bis zu den Augenbrauen und wird seitlich gelegt.
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    Old School

    Werden der Pony und die Seitenpartien ins Gesicht gestylt, entsteht ein komplett neuer Look, der mit dem klassischen Oberlippenbart kombiniert werden kann.
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    Make Love not War

    Geht auch: Die lange Mähne zur Tolle zurückgelen.