Vorsorge bleibt Herausforderung 7 Tipps für die Altersvorsorge

Für viele selbstständige Handwerker ist die Planung der Altersvorsorge eine große Herausforderung. Wer ein paar Tipps berücksichtigt, kann aber auch in Zeiten niedriger Zinsen ein tragfähiges Konzept für die Finanzierung des Rentenalters aufstellen.

Thomas Hammer

© Andrea Koopmann

Für viele selbstständige Handwerker wird die Planung der Altersvorsorge zur großen Herausforderung, lässt doch die anhaltende Niedrigzinsphase die Renditen von einst klassischen Vorsorgeprodukten dahinschmelzen wie Butter in der Sonne. Doch trotz des widrigen Zinsumfelds ist es möglich, ein tragfähiges Konzept für die Finanzierung des Rentenalters aufzustellen. Orientierung bieten nachfolgende Tipps.

1. Aktuellen Stand klären

Im ersten Schritt gilt es zu ermitteln, welche gesetzlichen Rentenansprüche sich schon angesammelt haben und ob bereits Vorsorge-Sparverträge – etwa in Form einer kapitalbildenden Lebens- oder Rentenversicherung – laufen. Wichtige Informationsquellen dabei: die jährliche Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung und die Jahresinformationen des Versicherers. Letztere enthalten zumeist eine Hochrechnung in verschiedenen Zinsvarianten. Aufgrund der aktuellen Zinslage sollte das Szenario mit dem Garantiezins als Basis dienen.

2. Gesetzliche Pflicht­versicherung prüfen

Ob selbstständige Handwerker Pflichtmitglied in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) sind, hängt von der ausgeübten Tätigkeit und von der Rechtsform ab. Wer sich als Einzelunternehmer selbstständig macht und dessen Betrieb der Anlage A der Handwerksordnung zugerechnet wird, ist 18 Jahre lang Pflichtmitglied in der GRV. Auf den Zeitraum werden Ausbildungs-, Gesellen- und Erziehungszeiten angerechnet. Für Handwerker aus anderen Gewerken und GmbH-Inhaber entfällt die Versicherungspflicht.

3. Basisabsicherung: ­Gesetzliche Rente oder Rürup-Rente

Zumindest die laufenden Lebenshaltungskosten im Rentenalter sollten entweder über die Mitgliedschaft in der gesetzlichen Rentenversicherung oder über eine Basisrente – landläufig auch als Rürup-Rente bekannt – gesichert werden. Vorteil beider Vorsorgeformen ist der Insolvenzschutz in der Ansparphase: Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit dürfen die erworbenen Rentenansprüche nicht von Gläubigern gepfändet werden. In der aktuellen Niedrigzinsphase kann sich die kapitalmarktunabhängige freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rente im Vergleich zum Rürup-Sparplan durchaus sehen lassen. Einzahler im reiferen Alter profitieren davon, dass Beitragssätze und Rentenniveau mittelfristig stabil bleiben dürften, urteilt die Stiftung Warentest und empfiehlt: "Freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rente lohnen sich für alle, die älter als 50 Jahre sind."

4. Frühzeitig Vermögen ­aufbauen

Nach dem Wechsel in die berufliche Selbstständigkeit sollten Handwerker so schnell wie möglich mit dem Aufbau des Vorsorgevermögens beginnen. Je mehr Zeit fürs Ansparen zur Verfügung steht, umso besser kann auch mit überschaubaren Raten ein finanzielles Polster wachsen. Beispiel für einen Fondssparplan mit einer angenommenen jährlichen Rendite von vier Prozent: Wer 30 Jahre Zeit hat, um 200.000 Euro anzusparen, benötigt eine Monatsrate von 290 Euro. Bleiben hingegen nur 20 Jahre, steigt die notwendige Monatsrate auf knapp 550 Euro.

5. Nicht alles auf eine Karte setzen

Beim langfristigen Vermögensaufbau sollte das Geld über mehrere Anlageklassen verteilt werden. So kann die selbstgenutzte Immobilie oder eventuell noch vermietetes Wohneigentum einen Teil des Vermögens ausmachen, der jedoch durch andere Anlageformen wie beispielsweise Investmentfonds ergänzt werden sollte. Mit dieser Strategie lässt sich vermeiden, dass bei ungünstiger Entwicklung am Aktien- oder Immobilienmarkt das Gesamtvermögen allzu­sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Weniger empfehlenswert ist beim derzeitigen Niedrigzinsniveau der Abschluss einer kapitalbildenden Lebens- oder Privatrentenversicherung. Diese Anlageformen sind etwas unflexibel und bringen aufgrund der internen Kosten derzeit häufig nur Nettorenditen, die unter Umständen den Kaufkraftverlust aufgrund der Inflation nicht abdecken.
Vorteil allerdings ist, dass solche Anlagen trotzdem sicher sind. Außerdem muss man sich wenig um sie kümmern.

6. Den grauen Kapitalmarkt meiden

Vor allem Selbstständigen werden von Finanzvermittlern häufig Beteiligungsmodelle angeboten, bei denen überdurchschnittliche Renditen in Aussicht gestellt werden. Weil es sich hier weder um Bankprodukte noch um Wertpapiere handelt, die an einer regulären Börse gehandelt werden, werden solche Angebote dem wenig überwachten "grauen Kapitalmarkt" zugerechnet. Finanzexpertin Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen warnt vor solchen Offerten: "Das sind meist unpassende und hochriskante, oftmals überteuerte Finanzprodukte."

7. Unabhängigen Rat suchen

Wer Unterstützung von Fachleuten sucht, die neutral und auf Honorarbasis beraten, kann verschiedene Anlaufstellen nutzen. Unabhängige Vorsorgeberatung leisten unter ­anderem die Verbraucherzentralen, die Deutsche Rentenversicherung Bund unter deutsche-renten­ver­sicherung.de sowie Honorarberater für Vermögensanlagen oder freiberufliche Rentenberater, deren Verband unter rentenberater.de ein Adressverzeichnis bereithält.

Welche Anlageformen für die Altersvorsorge geeignet sind

Für die Altersvorsorge können unterschiedliche Anlageformen zum Einsatz kommen. Hier die gängigsten Vorsorgemöglichkeiten im Überblick:

Gesetzliche ­Rentenversicherung

Vorteile: Unabhängig von der Entwicklung am Kapitalmarkt, attraktiv in Zeiten niedriger Zinsen
Nachteile: Langfristige Einbußen durch demografische Entwicklung
Fazit: Wer als Handwerker nicht oder nicht mehr pflichtversichert ist, kann freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung in Betracht ziehen. Die Beiträge können auf gleiche Weise wie die Pflichtversicherung steuerlich geltend gemacht werden. Freiwillige Einzahler können ihre Beiträge selbst festlegen und die Einzahlung bis jeweils Ende März des Folgejahres leisten. Die gesetzliche Rentenversicherung ist aufgrund ihres Charakters als lebenslange Rente eine sinnvolle Basisvorsorge für den späteren Ruhestand.

Versicherungssparen

Vorteile: Geringe Wertschwankungsrisiken, staatliche Förderung bei Basis- und Riester-Rente
Nachteile: Nur minimale Erträge in Niedrigzinsphasen, fehlende Transparenz und Flexibilität
Fazit: Versicherungssparen kommt für Selbstständige in erster Linie in Form einer steuerlich geförderten Basisrente als Alternative zur gesetzlichen Rente in Betracht. Pflichtversicherte Handwerker können mit einem Riester-Sparplan ebenfalls von staatlicher Förderung profitieren. Allerdings bringt das Versicherungssparen derzeit nur geringe Renditen, die Verträge sind häufig intransparent und unflexibel. Außerhalb der Basis- und Riesterrente ist diese Anlageform derzeit eher wenig empfehlenswert.

Fondssparen

Vorteile: Langfristig gute Renditechancen, hohe Flexibilität
Nachteile: Keine Kapitalerhaltsgarantie, Verluste in schlechten Börsenphasen möglich
Fazit: Vor allem für jüngere Selbstständige bieten Fondssparpläne eine gute Ergänzung beim langfristigen Vorsorgesparen. Um Erträge zu sichern, sollte in den letzten zehn Jahren vor Rentenbeginn das Guthaben nach und nach in sichere Anlageformen umgeschichtet werden.

Immobilien

Vorteile: Mietersparnis im Rentenalter bei selbstgenutzter Immobilie, Mieterträge bei Vermietung
Nachteile: Hohe finanzielle Belastung in der Finanzierungsphase, Erhaltungsaufwand bei älteren Immobilien
Fazit: Im Bereich der Immobilien kommt in erster Linie das selbstgenutzte Eigenheim als Vorsorgebaustein in Frage, das im Rentenalter Kostenersparnisse durch mietfreies Wohnen bringt. Voraussetzung ist jedoch, dass beim Eintritt in den Ruhestand keine Schulden mehr vorhanden sind. Vermietetes Wohneigentum kommt erst bei einem größeren Gesamtvermögen ins Spiel. Wichtig bei der finanziellen Planung sind angemessene Rückstellungen für Renovierungsmaßnahmen, wenn die Immobilie älter ist.