Mehr Lehrlinge gesucht Förderung der beruflichen Bildung wichtiger denn je

An Aufträgen fehlt es dem Handwerk derzeit nicht, vielmehr an guten Fachkräften. Gerade deshalb wird die Nachwuchsförderung noch wichtiger.

Karin Birk

Die Konjunktur im Handwerk. Nur der Nachwuchs fehlt. - © bluedesign - stock.adobe.com

Die Konjunktur im Handwerk boomt. "Es sieht weiterhin gut aus im Deutschen Handwerk", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke bei der Frühjahrskonferenz des Deutschen Handwerkskammertages im südwestfälischen Sundern. Es sehe sogar so gut aus, dass viele Betriebe angesichts des Fachkräftemangels oftmals gar keine weiteren Aufträge mehr annehmen könnten, fügte er laut Redetext hinzu. Mit der überfälligen Stärkung der beruflichen Bildung und dem geplanten Berufsbildungspakt sei im sonst eher mutlosen Koalitionsvertrag zumindest ein entscheidendes Handwerksthema – die Fachkräftesicherung – aufgegriffen worden. Allerdings müsse die konkrete Umsetzung jetzt zeigen, ob dies auch mit einer "entsprechend umfangreichen finanziellen Unterfütterung versehen" werde.

Handwerk rechnet auch für dieses Jahr mit vielen unbesetzten Lehrstellen

Insgesamt zeigt sich die Handwerkskonjunktur sehr robust. "In einem guten Konjunkturumfeld stellen die Betriebe ein und investieren", sagte Schwannecke. Genaue Zahlen lege der Verband kommende Woche vor. Besonders im Bau- und Ausbaubereich sowie in den Gewerken für den gewerblichen Bedarf seien die Betriebe sehr gut ausgelastet. Umso wichtiger sei es, für noch mehr Nachwuchs zu werben. Angesichts der vielfältigen Bemühungen des Handwerks sei es zwar gelungen, die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zu erhöhen, gleichwohl seien zuletzt rund 15.000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben. "Und man muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass das vermutlich auch in diesem Jahr ähnlich sein wird", warnte er und warb für noch mehr Engagement. "Einige unserer Betriebe können sicher noch eine Schippe drauf legen", sagte er laut Redetext mit Blick auf Schnuppertage oder Praktika.

Knapp die Hälfte aller Flüchtlinge in Ausbildung arbeitet im Handwerk

Als Erfolg wertete Schwannecke die Integrationsleistung des Handwerks bei jungen Geflüchteten. Mittlerweile befänden sich mehr als 11.000 Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus den acht nichteuropäischen Asylzugangsländern in einer handwerklichen Lehre. Dies sei im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen herausragend und vor allem dem Einsatz vieler Betriebe zu verdanken. So mache fast jeder zweite Auszubildende aus einem der acht Asylzugangsländer nach den neuesten vorliegenden Zahlen von 2016 eine Ausbildung im Handwerk.

Noch immer sind nicht alle Auszubildenden vor Abschiebung gefeit

Unbefriedigend sei allerdings, dass manchen Auszubildenden je nach Status der Duldung während der Ausbildung eine Abschiebung drohe. "Die 3+2 Regelung muss endlich wirklich bundesweit einheitlich in den Bundesländern angewandt werden", forderte er. Denn nach dieser Regelung dürfen auch Geduldete, die eigentlich ausreisepflichtig sind, ihre dreijährige Lehre beenden und noch zwei weitere Jahre im Betrieb bleiben.