Ausbildungsberufe im Vergleich Was kostet ein Azubi?

Für einen Auszubildenden muss ein Betrieb pro Jahr im Schnitt 6.500 Euro zahlen. Das ist eine Menge Geld. Doch einen Lehrling auszubilden hat auch seine Vorteile. Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung und wie viel Azubis in den einzelnen Ausbildungsberufen kosten.

Maler- und Lackierer-Lehrling Lehrling schneidet und verarbeitet Gipskartonplatten.
Ausbildung lohnt sich: Das BIBB hat eine Kosten-Nutzen-Rechnung für Auszubildende erstellt. - © picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Jedes Jahr stehen viele Betriebe vor derselben Entscheidung: Soll ein Azubi eingestellt werden oder nicht? Denn ein Azubi ist keine ausgelernte Fachkraft, die duale Ausbildung erfordert Zeit und Geduld und kostet daher erstmal ordentlich Geld. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat sich in seiner jüngsten Kosten-Nutzen-Erhebung mit genau diesem Thema beschäftigt: Was kostet die Ausbildung die Betriebe aus ökonomischer Sicht und welchen Nutzen liefert sie im Gegenzug?

Ein Azubi kostet knapp 21.000 Euro

Für die Kosten-Nutzen-Erhebung im Ausbildungsjahr 2017/18 befragte das BIBB insgesamt 3.049 Ausbildungsbetriebe und 996 nicht-ausbildende Betriebe. Dabei kam heraus, dass ein Azubi den Betrieb durchschnittlich 20.855 Euro pro Jahr kostet. Diese Bruttokosten setzen sich unter anderem aus den Personalkosten für die Azubis und das ausbildende Personal sowie den Anlage- und Sachkosten zusammen.

Das erwirtschaftet der Azubi

Aber ein Azubi kostet nicht nur Geld, er leistet auch einen Teil der Arbeit. Die Studie zeigt, dass die Betriebe aus den produktiven Beiträgen der Azubis durchschnittlich 14.377 Euro pro Jahr erwirtschaften. Zieht man diese Erträge von den Bruttokosten ab, ergeben sich Nettokosten in Höhe von 6.478 Euro jährlich.

Was kostet ein Azubi im Detail?

Die Bruttokosten für einen Azubi liegen bei durchschnittlich 20.855 Euro jährlich. Davon entfallen durchschnittlich:

  • 12.806 Euro (61 Prozent) auf die Personalkosten für den Azubi, also auf Ausbildungsvergütung sowie gesetzliche, tarifliche und freiwillige Sozialleistungen.
  • 4.935 Euro (24 Prozent) auf Personalkosten der Ausbilder.
  • 767 Euro (vier Prozent) auf Anlage- und Sachkosten. Dazu gehören beispielsweise die Anschaffungskosten für die Werkzeug- und Geräteausstattung des Azubis oder Verbrauchsmaterialien für Unterrichtszwecke.
  • 2.348 Euro (elf Prozent) auf sonstige Kosten. Darin sind unter anderem Kammergebühren enthalten sowie Kosten für die betriebliche Ausbildungsverwaltung.

Hohe Varianz bei Kosten und Erträgen

Alle bisher dargestellten durchschnittlichen Größen weisen laut BIBB jedoch eine hohe Varianz auf, die sich teilweise durch regionale, berufliche oder betriebliche Faktoren erklären lässt. So fallen in Ostdeutschland beispielsweise sowohl die Bruttokosten als auch die Nettokosten und Erträge im Schnitt deutlich geringer aus als im Westen. Ursache sind vermutlich die niedrigeren Löhne und Ausbildungsvergütungen.

Je größer der Betrieb, desto höher die Kosten

Aber auch die Betriebsgröße beeinflusst die Kosten und Erträge. Dabei gilt: Mit der Betriebsgröße steigen die Bruttokosten, gleichzeitig sinken die Erträge. Dies hängt mit mehreren Faktoren zusammen. So stiegen die Personalkosten der Auszubildenden, die den größten Teil der Bruttokosten ausmachen, mit der Betriebsgröße an. Die geringsten Brutto- und Nettokosten haben Betriebe mit zehn bis 49 Beschäftigten.

Das Handwerk hat im Vergleich geringe Nettokosten

Je nach Ausbildungsbereichen sind die durchschnittlichen Nettokosten ebenfalls unterschiedlich. Der öffentliche Dienst hat mit 10.870 Euro die höchsten Nettokosten, gefolgt von Industrie und Handel mit 7.039 Euro. Das Handwerk ist mit 5.578 Euro pro Azubi und Jahr auf Platz drei. Die freien Berufe liegen bei 4.700 Euro. Die niedrigsten Nettokosten haben die Betriebe im Bereich Landwirtschaft mit 3.898 Euro.

Azubis in dreijährigen Berufen erwirtschaften die höchsten Erträge

Auch die Ausbildungsdauer des jeweiligen Ausbildungsberufes hat einen Einfluss auf Kosten und Erträge. Die Bruttokosten insgesamt sind mit 20.390 Euro in den dreieinhalbjährigen Berufen am höchsten und mit 19.945 Euro in den zweijährigen Berufen am niedrigsten. Dafür sind die Azubis in den dreijährigen Berufen am produktivsten, sie erwirtschaften durchschnittlich Erträge in Höhe von fast 15.538 Euro pro Jahr.

Fazit: Sinnvoll angelegtes Geld

Trotz der anfänglich hohen Kosten rechnet sich die Ausbildung junger Leute. Ein zentraler Nutzen entsteht vor allem dann, wenn Betriebe ihren Azubi nach der Ausbildung als Fachkraft übernehmen. In diesem Fall müssen ausbildende Betriebe nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt nach Fachkräften suchen und diese zusätzlich einarbeiten. Durch die Übernahme von Ausgebildeten kann ein Betrieb also Personalgewinnungskosten einsparen, im Durchschnitt 10.454 Euro je neue Fachkraft (in etwa 50 Prozent der Betriebe lagen die Personalgewinnungskosten allerdings unter 5.000 Euro). Zusätzlich macht der Betrieb sich unabhängig vom Arbeitsmarkt und kann eventuelle Ausfallkosten verhindern.

Ausbildung als Grundlage für Wirtschaftskraft

Dazu kommt: Die Betriebe leisten mit ihrer Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Denn ohne betriebliche Ausbildungsbeteiligung wären die Bereitstellung von Fachkräften und damit die Erhaltung der Wirtschaftskraft sowie die Integration der Jugendlichen in den Arbeitsmarkt in der gegenwärtigen Form nicht zu gewährleisten. Im Hinblick auf die sich in den letzten Jahren zuspitzende Fachkräftesituation gewinnt dieses Motiv weiter an Bedeutung.

Was kostet ein Azubi? Jährliche Bruttokosten, Erträge und Nettokosten pro Azubi

Stand: Ausbildungsjahr 2017/18 (letzte BiBB-Erhebung)

Ausbildungsberuf Bruttokosten in EuroErträge in Euro Nettokosten in Euro Fallzahl (befragte
Betriebe im
Ausbildungsberuf)
Anlagenmechaniker/-in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik 17.65111.4876.16558
Bankkaufmann/-kauffrau* 25.54017.9887.55227
Bauzeichner/in 21.84314.7787.065 31
Dachdecker/-in* 23.08713.887 9.200 26
Eletroniker/in für Betriebstechnik*24.0316.48617.54525
Elektroniker/-in** 16.32311.2785.04556
Fachinformatiker/-in 24.12716.0928.035109
Fachkraft für Lagerlogistik 20.82916.2664.56362
Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk 16.22815.70951935
Friseur/-in 14.49010.159 4.33189
Gärtner/-in 20.01615.8194.19738
Hotelfachmann/-frau 17.58214.0303.55250
Immobilienkaufmann/-kauffrau 23.77614.7649.01246
Industriekaufmann/-kauffrau 22.49518.3554.14070
Industriemechaniker/-in 23.814 12.729 11.084 36
Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation (Handwerk)*21.32217.447 3.87526
Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation (Industrie und Handel)21.53716.2705.267205
Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation (Öffentlicher Dienst)23.72317.4316.29243
Kaufmann/Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung 18.75820.491-1.73233
Kaufmann/Kauffrau für Versicherungen und Finanzen 27.30614.56812.73953
Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel 18.93313.5525.38186
Kaufmann/Kauffrau im Gesundheitswesen* 21.55720.1321.425 29
Kaufmann/Kauffrau im Groß- und Außenhandel 21.30516.9134.39291
Koch/Köchin 18.24416.371 1.87382
Kraftfahrzeugmechatroniker/-in 16.23811.286 4.952125
Landwirt/-in* 16.83213.888 2.94426
Maler/-in und Lackierer/-in* 15.51716.425-90927
Mediengestalter/-in Digital und Print* 20.00617.4502.55526
Medizinische/-r Fachangestellte/-r 19.27814.4054.87483
Metallbauer/-in* 16.74013.462 3.27926
Personaldienstleistungskaufmann/-kauffrau 19.62021.299-1.67832
Pharmazeutisch-kaufmännische/-r Angestellte/-r 18.18116.0392.14233
Rechtsanwaltsfachangestellte/-r 19.97416.1383.83640
Restaurantfachmann/-fachfrau* 20.40414.6695.73420
Sport- und Fitnesskaufmann/-kauffrau18.95113.8815.07024
Steuerfachangestellte/-r 22.83714.8777.95964
Tiermedizinisch/-r Fachangestellte/-r*17.98014.9023.07822
Tischler/-in 20.88912.8338.05756
Verkäufer/-in 19.51713.3786.13940
Verwaltungsfachangestellte/-r 22.88512.38210.50350
Zahnmedizinische/-r Fachangestellte/-r 19.04815.9193.12948
Quelle: BIBB-Kosten-Nutzen-Erhebung 2017/18

* Eingeschränkter Aussagewert, da die dargestellten Werte wegen der geringen Fallzahl statistisch relativ unsicher sind.


** Hierbei handelt es sich um den Handwerksberuf mit den Fachrichtungen Automatisierungstechnik, Energie- und Gebäudetechnik und Informations- und Telekommunikationstechnik.

Was kostet ein Azubi? Infos zur Studie

Die Nettokosten ergeben sich, wenn man von den Bruttokosten jene Erträge abzieht, die von den Auszubildenden erwirtschaftet werden. Im Schnitt wird dies mit 14.377 Euro angegeben. Das heißt: Unter dem Strich kostet ein Auszubildender für das Ausbildungsjahr 2017/18 die Firmen knapp 6.478 Euro. aro/ew

>>> Hier geht's zur vollständigen Studie (PDF-Download): Kosten und Nutzen der betrieblichen Ausbildung 2017/18