TV-Kritik: ZDF - Frontal21 zu Feinstaub aus Brennholzöfen Holzöfen in der Kritik: Wie viel Feinstaub emittieren sie?

Sie gelten vielen Menschen als umweltfreundlich, und sind in Wahrheit doch verantwortlich für einen erklecklichen Feinstaubausstoß: Kamine und Öfen, die mit Holz geheizt werden. In der Debatte um Luftreinheit spielen sie neben den wegen ihres Stickoxid-Ausstoßes am Pranger stehenden Dieselautos jedoch maximal eine untergeordnete Rolle, obwohl ihr Feinstaub ebenfalls stark gesundheitsgefährdend ist. Das ZDF-Magazin Frontal21 hat in einem Beitrag einige Fragen dazu beantwortet.

Markus Riedl

Ein Holzofen scheint auf den ersten Blick der reinste Wohlfühlfaktor zu sein. Doch die Gesundheitsgefahr durch den Feinstaub, den so ein Kamin erzeugt, wird stark unterschätzt. - © by-studio -stock.adobe.com

So ein Kamin macht schon was her. Er ist ein Blickfang im heimischen Wohnzimmer, es gibt die unterschiedlichsten Modelle, Sichtbeton-Optik, Eisen, Glas, alles sehr schön. An kalten Winterabenden packt man ein paar Scheite Holz hinein, zündet sie an, genießt die wohlige Wärme, die sich langsam im Raum breit macht - und heizt damit auch noch umweltfreundlich, weil ohne fossile Energieträger. Also der reinste Wohlfühlfaktor? Eher nicht.

Die etwa elf Millionen Brennholzöfen in Deutschland sind in Sachen Umwelt deutlich schlechter als ihr Ruf, vor allem, weil sie viel Feinstaub ausstoßen, wie die ZDF-Journalisten von Frontal21 in ihrem etwas plakativ, aber nicht unzutreffend "die unterschätzten Dreckschleudern" genannten Beitrag feststellten. Sie zeichneten ein stimmiges, viele Aspekte des Themas umfassendes Bild.

Holz erzeugt beim Verbrennen mehr Feinstaub als Öl oder Gas

So kamen etwa beim Besuch eines Motorsägen-Kurses oder einer Baumesse Menschen zu Wort, die mit Holz heizen, und denken, dass es sich dabei um eine umweltfreundliche Alternative zu Öl oder Gas handelt. Doch Holz erzeugt beim Verbrennen deutlich mehr Feinstaub als Öl oder Gas. So kommt es, dass die hübschen Öfen in Deutschland deutlich mehr Feinstaub als die Abgase des gesamten Straßenverkehrs emittieren. Eine Einschätzung, die das Schornsteinfegerhandwerk kritisch sieht. Nach Angaben der Schornsteinfeger ist es eine falsche Einschätzung, dass Holzöfen die Luft mehr verschmutzen als Autos.

Mit jeder Minute des interessanten Beitrags wurde so klarer, dass die Prioritäten in der Feinstaub-Debatte vielleicht etwas einseitig auf dem Verkehr liegen. Besonders eindrucksvoll war die geschilderte Tatsache, dass eine Luft-Messstation an einer großen Straße in Berlin-Friedrichshain ähnliche Feinstaubwerte aufweist wie am Berliner Stadtrand, fernab des Innenstadtverkehrs. Ein wichtiger Grund: Feinstaub aus Holzöfen, wie eine Forschungsgruppe des Berliner Senats ermittelt hat. Demnach kämen im Mittel an Tagen, an denen die Grenzwerte überschritten würden, zwölf Prozent des ermittelten Wertes aus Holzöfen. Das Fazit der Forscher: "Holzverbrennung ist eine relevante Quelle für Feinstaub."

Kleinste Partikel sind besonders schädlich

Und sie sind keineswegs harmlos, wie an der Universität Rostock nachgewiesen wurde. Denn kleinste Partikel, auf die die Feinstaub-Grenzwerte in Deutschland gar nicht ausgelegt sind, verhalten sich im menschlichen Organismus besonders schädlich, "weil sie tief in die Lunge eindringen", wie einer der Forscher erläuterte. "Diese Partikel kommen im Holzrauch viel stärker vor als etwa in Dieselabgasen."

Nachdem auch noch gezeigt wurde, dass gerade für die kleinsten in Deutschland flächendeckend gemessenen Partikel von 2,5 Mikrometer Durchmesser der gültige Grenzwert deutlich über dem von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Wert liegt, und diese Partikel eben ganz besonders beim Verbrennen von Holz ausgestoßen werden, stellte sich langsam die Frage: kontrolliert da niemand? Um es vorwegzunehmen: Die Antwort war unbefriedigend.

Die "Einzelraumfeuerstätte" muss der Schornsteinfeger nicht messen

Denn sogleich stießen die ZDF-Journalisten auf das nächste Problem. Partikelfilter, wie etwa bei Dieselautos vorgeschrieben, sind bei Holzöfen nicht generell Pflicht, und nicht einmal immissionsschutzrechtliche Messungen müssen überall sein. Ein Besuch des Schornsteinfegermeisters Alexis Gula aus der Nähe von Stuttgart bei einem seiner Kunden brachte zutage, dass zwar die Zentralheizung im Keller des Hauses, die mit Scheitholz beheizt wird, gemessen wird, aber nicht die sogenannte "Einzelraumfeuerstätte", also etwa der Kamineinsatz im Haus selbst - und das, obwohl dort die Menge der Schadstoffe um ein Vielfaches höher ist. Es gebe keine immissionsschutzrechtliche Messung an solchen Feuerstätten, bestätigte Gula. "Es wird anhand von verschiedenen Parametern abgefragt, was die Anlage für Abgaswerte bringt. Das heißt, der Hersteller gibt an, wie viel Feinstaub oder produziert wird, und das wird dann auch von einer Prüfstelle geprüft."

Alles korrekt, doch was Mitarbeiter des Deutschen Biomasseforschungszentrums über genau diese Typprüfungen herausgefunden haben, ließ den Zuschauer ernüchtert zurück. Denn die Feinstaubemissionen überstiegen in vielen Tests dort die Grenzwerte, obwohl die gemessenen Öfen der Typprüfung zufolge genau diesen Werten hätten standhalten müssen. Klingt seltsam, wird aber erklärbar, wenn man weiß, dass die Hersteller diese Prüfungen selbst beauftragen und bezahlen, und sie sogar notfalls wiederholt werden kann. Laut den Leipziger Forschern würden die Prüfungen zudem darauf abzielen, die Emissionen unter Optimalbedingungen wie im Labor möglichst niedrig zu halten. Und gerade, als ein Gedanke wohl vielen Zuschauern durch den Kopf schoss, formulierte es der Sprecher genau so: "Vieles erinnert an die Tricks der Autoindustrie."

Nicht nur Diesel und Stickoxide sorgen für schlechte Luft

Der Beitrag des ZDF weitete die Perspektive in der Debatte um saubere Luft um einen wichtigen, bislang zu Unrecht oft vernachlässigten Aspekt, und zeigte klar auf, dass eine Verengung der Debatte allein auf Stickoxide, den Diesel und den Straßenverkehr zu kurz greift. Und wer noch die fragwürdigen, europaweit höchst unterschiedlichen Stickoxid-Messmethoden an den Hauptverkehrsstraßen mit in die Überlegungen einbezieht, kann zu dem Schluss kommen, dass die Prioritäten, wenn es um saubere Luft in Deutschland geht, nicht immer richtig gesetzt sind.

Den kompletten Beitrag können Sie hier anschauen.